Carl von Ossietzky
Carl von Ossietzky (* 3. Oktober 1889 in Hamburg; † 4. Mai 1938 in Berlin) war ein deutscher Journalist und Pazifist.
Er war seit Ende des ersten Weltkrieges als Pazifist politisch aktiv und in der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG) organisiert. Da Ossietzky aber einen radikaleren Pazifismus als der DFG-Vorsitzende Ludwig Quidde (DDP) vertrat, kündigte er schon im Juni 1920 seine Stelle als DFG-Sekretär und widmete sich wieder hauptberuflich dem Journalismus. Auf Anregung Kurt Tucholskys wurde Carl von Ossietzky 1924 Redakteur der Berliner Wochenzeitschrift Die Weltbühne, ab 1927 war er Herausgeber und Chefredakteur.
Im März 1924 gründete er die Republikanische Partei (RPD), deren Programm von den Idealen der Märzrevolution von 1848 und der Novemberrevolution von 1918 getragen war – es beinhaltete das recht vagen Konzept eines demokratischen Sozialismus und grenzte sich somit sowohl von KPD als auch SPD ab. Da die Partei in der Reichstagswahl vom Mai 1924 nur 0,17 Prozent der Stimmen und kein Mandat erhielt, wurde sie bald danach aufgelöst.
Nachdem Die Weltbühne im März 1929 aufgedeckt die verbotene Aufrüstung der Reichswehr aufgedeckt hatte, kam es 1931 zum Weltbühne-Prozess, bei dem Carl von Ossietzky wegen Landesvarrats und Verrats militärischer Geheimnisse zu 18 Monaten Haft verurteilt wurde. Die internationale Öffentlichkeit nahm großen Anteil an dem Prozess. Als Carl von Ossietzky 1936 den Friedensnobelpreis erhielt, war er allerdings schon längst wieder in nationalsozialistischer Haft. Er hatte vor der Reichspräsidentenwahl im März/April 1932 empfohlen, für Ernst Thälmann (KPD) zu stimmen und stand mit seiner pazifistischen Haltung ganz oben auf der Liste der NSDAP-Schergen.
Am 28 Februar 1933 wurde Carl von Ossietzky, nachdem er zwei Monate zuvor entlassen wurde, erneut verhaftet und blieb Zeit seine Lebens in verschiedenen Konzentrationslager und Gefängnissen. Den Nobelpreis nahm er zwar an, obwohl Hermann Göring (NSDAP) ihn persönlich dazu drängte, den Preis nicht anzunehmen, die Gestapo lehnte es jedoch ab, Carl von Ossietzky zur Entgegennahme des Preises nach Oslo reisen zu lassen. Adolf Hitler verfügte anschließend, dass in Zukunft kein Reichsdeutscher mehr einen Nobelpreis annehmen dürfe. Stattdessen wurde von 1937 an der Deutsche Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft vergeben. Am 4. Mai 1938 starb Carl von Ossietzky an den Folgen der Tuberkulose.