Nach der Reichstagswahl am 20. Mai 1928 hatte sich eine Große Koalition aus SPD, Zentrum, BVP, DDP und DVP unter Kanzler Hermann Müller (SPD) gebildet. Diese letzte parlamentarische Regierung der Weimarer Republik scheiterte am 27. März 1930, ob am Streit über eine geringfügige Beitragserhöhung für die Arbeitslosenversicherung oder an den Absichten von Reichspräsident Paul von Hindenburg, der ein „antiparlamentarisches“ und „antimarxistisches“ Präsidialkabinett anstrebte, ist in der Forschung umstritten. Hindenburg ernannte den Zentrumspolitiker Heinrich Brüning zum Kanzler, der eine Minderheitsregierung ohne die SPD bildete.
Der Reichstag lehnte den von Brüning vorgelegten Reichshaushalt für 1930 ab, der daraufhin am 16. Juli als „Notverordnung zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen“ erlassen wurde. Der Reichstag machte daraufhin auf Antrag der SPD vom 18. Juli 1930 mit 256 Stimmen von SPD, KPD, NSDAP und DNVP von seinem in Artikel 48 der Weimarer Verfassung festgelegten Recht Gebrauch, eine Notverordnung aufzuheben. Brüning bat Hindenburg, den Reichstag nach Artikel 25 der Verfassung aufzulösen und Neuwahlen anzusetzen. Hindenburg tat dies am 18. Juli 1930; die Neuwahlen fanden am 14. September 1930 statt.
Schon kurz nach der Reichstagsauflösung begannen die Parteien mit dem Wahlkampf. Die SPD maß der NSDAP, die 1928 lediglich 2,6 % der Stimmen erhalten hatte, aber seither bei Landtagswahlen zulegte, in ihrem Wahlkampf große Bedeutung bei. Sie ließ Plakate mit der Aufschrift „Gegen Bürgerblock und Hakenkreuz“ drucken und warnte vor dem Faschismus. Am 1. August veranstalteten SPD und KPD in Berlin Großkundgebungen unter dem Motto „Nie wieder Krieg“.
Bei den Reichstagswahlen gelang der NSDAP mit 6,4 Millionen Stimmen der Durchbruch: Sie wurde zweitstärkste Fraktion. Ihre größten Zugewinne verbuchte sie in Nord- und Ostdeutschland. Am 23. September wandte sich Reichspräsident Paul von Hindenburg in einer Erklärung gegen ausländische Pressemeldungen, in Deutschland stehe ein Rechtsputsch bevor. Bei der Eröffnung des Reichstags am 13. Oktober 1930 erschienen die Abgeordneten der NSDAP alle in brauner Parteiuniform und verstießen damit ostentativ gegen das in Preußen geltende Uniformverbot. Mit einer Strafverfolgung mussten sie nicht rechnen, da sie politische Immunität genossen.
Wahlplakate zur Reichstagswahl 1930
Wahlergebnis
Partei | Stimmen (absolut) | Stimmen (in Prozent) | Änderung | Sitze im Reichstag | Änderung |
---|---|---|---|---|---|
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) | 8.575.244 | 24,5 % | −5,3 % | 143 | −10 |
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) | 6.379.672 | 18,3 % | +15,7 % | 107 | +95 |
Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) | 4.590.160 | 13,1 % | +2,5 % | 77 | +23 |
Deutsche Zentrumspartei (Zentrum) | 4.127.000 | 11,8 % | −0,3 % | 68 | +7 |
Deutschnationale Volkspartei (DNVP) | 2.457.686 | 7,0 % | −7,3 % | 41 | −32 |
Deutsche Volkspartei (DVP) | 1.577.365 | 4,5 % | −4,2 % | 30 | −15 |
Reichspartei des deutschen Mittelstandes (Wirtschaftspartei) | 1.361.762 | 3,9 % | −0,6 % | 23 | ±0 |
Deutsche Staatspartei (DStP) | 1.322.034 | 3,8 % | −1,0 % | 20 | −5 |
Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei (Deutsches Landvolk) | 1.108.043 | 3,2 % | +1,3 % | 19 | +10 |
Bayerische Volkspartei (BVP) | 1.058.637 | 3,0 % | −0,1 % | 19 | +2 |
Christlich-Sozialer Volksdienst (CSVD) | 868.269 | 2,5 % | – | 14 | +14 |
Deutsche Bauernpartei (DBP) | 339.434 | 1,0 % | −0,6 % | 6 | −2 |
Konservative Volkspartei (KVP) | 290.579 | 0,8 % | – | 4 | +4 |
Reichspartei für Volksrecht und Aufwertung (Volksrechtpartei) | 271.291 | 0,8 % | −0,8 % | 0 | −2 |
Landbund | 193.926 | 0,6 % | −0,1 % | 3 | ±0 |
Deutsch-Hannoversche Partei (DHP) | 144.286 | 0,4 % | −0,2 % | 3 | −1 |
Sonstige | 291.083 | 0,8 % | −0,9 % | 0 | ±0 |
Gesamt | 34.956.471 | 100,0 % | 577 | +86 |
Weiterführende Informationen:
Wahlen in der Weimarer Republik |
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Wahl zur Nationalversammlung: | 1919 |
Reichstagswahlen: | 1920, Mai 1924, Dezember 1924, 1928, 1930, Juli 1932, November 1932, März 1933, November 1933 |
Reichspräsidentenwahlen: | 1919, 1925, 1932 |
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Jan Schuster ist studierter Germanist und Politologe und arbeitet seit über 8 Jahren für verschiedene Firmen im Online Marketing. Die Sammlung von Wahlplakaten sind ein schönes Hobby und das Resultat ist diese Webseite. Ich hoffe, dass Sie Ihnen gefällt!